Fröhliches Feixen. Folge 1.

Die Werbung in der FliFi-Branche ist ein wahres Vergnügen. Da fliegen einem relevante Informationen und echte Neuigkeiten um die Ohren wie die Köcherfliegen am Starnberger See. Zu Weihnachten. Grund genug für unsere neue Serie Fröhliches Feixen, in der wir von Zeit zu Zeit ausgewählt schöne oder besonders informative Anzeigen von Flifi-Firmen betrachten wollen.
Anfangen wollen wir (nach unserem Prolog zur Loomis-Anzeige) mit einem aktuellen Motiv, das einen geradezu einlädt, vom Glauben abzufallen: Die aktuelle Anzeige von Vision.



Zu sehen ist ein sinistrer Mönch mit Gerte, einer Fliegengerte. Also, ein Fliegenfischer mit einer XXL-Kapuze (nicht wasserfest, geschweige denn Double Layered) und einer Fliegenrute namens Cult. Dazu die Aufforderung, diesem Kult beizutreten.
Alles klar? Dann mal los:
Was zum "Teufel" wollen die uns verklickern? Wie kann eine Rute Kult sein, die neu ist? Die erst letztes Jahr raus kam? Was für ein Bockmist. Nicht mal die Firma Vision selbst ist alt genug, um sich als Kult bezeichnen zu dürfen. Dafür muss man schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben. Hardy ist "Kult". Oder Converse. Oder Monty Python. Aber 'ne neue Angel? In einer Anzeige, die nichts, aber auch gar nichts darüber verrät, warum das Kult ist, warum wir dem Kult beitreten sollen?
Aber ok. Selbst wenn. Nehmen wir mal an, wir wollen die Kutte in beide Hände nehmen und den Kult joinen. Wir gehen online und geben die Adresse ein. Was passiert? Keine Glocken, keine Mönchschöre, kein Eintritt in die kultige Welt von Vision. Stattdessen die janz noomale Vision-Website. C&A hat mal einen ähnlichen Fehler von sehr viel größerem Ausmaß gemacht, als sie im TV die Oberknallersuperduper-Werbung machten, und als das aufgeputschte Volk dann in den Laden rannte, standen die selben ollen Esbedientsiemiezen vor den selben ollen Regalen - vom Inhalt gar nicht zu reden. Will sagen: Wenn man dicke Backen macht und sich selber auf die Schulter klopft, dann muss dabei auch was rumkommen. Aber was passiert? Tattäähh... Überraschung. Nix. Denn nachdem man sich brav zum Kult geklickt hat, steht da O-Ton:
"These 3- and 4- piece rods are a blast from the past. More and more you see this type of rod in the hands of hard core trout fisherman. Their deep, medium fast action is really made for fishing, not just casting as far as possible".
Da steht also sinngemäß: Hey, Hammer, der Wahnsinn, der Kult ist zurück: weiche Ruten sind wieder in. Ruten für die gezielte, nicht die weite Fischerei. Respektive: Ruten für Anfänger. Da steht also tatsächlich: Kauft doch mal was Neues - kauft was Altes.
Respekt. Auf die Idee muss man erstmal kommen. Aber die Verzweiflung gebiert ja manchmal Wunder. Gerade bei Mönchen.


2 Kommentare:

  1. Leider keine Zeit zum tiefsinnieren. Folgende Bruchstücke fallen mir zu:
    Mönch, cool, schwul, zu lang, zu dünn.

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  2. Tja, und wenn das nur bei der Fa. Vision der Fall wäre (also der Fall von große Klappe und nix dahinter), dann könnte man ja noch ein Auge zu drücken. Aber: weit gefehlt, liebe Leser. Der selbe Schmonz begegnet einem doch überall. Bei Loop ist es doch ähnlich, nur dass es hier noch etwas vertrackter ist. Denn: Die "Hardcore-Markenwelt", die in Anzeigen aufgebaut wurde zog sich zumindest auch über die Website und wurde durch Abenteuerreisen und Trout-Bum-Videos unterstützt. Nur blöd, wenn die Ruten dann von so mieser Qualität sind, dass halt mal so gar nix is mit "Hardcore fischen". Da is dann nur noch "Hardcore stricken" angesagt, wenn du ohne Rute am Bach hockst, weil dein schickes und teures Hardcore-Stöckchen in 5 statt in 4 Teilen im Kofferraum liegt. Und falls jetzt jemand auf den Gedanken kommt: Oh, ein enttäuschter Loop-Kunde! Nein: ich fische keine Loop. Aber ich kenne Leute, die - na, ihr wisst schon...

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